Samstag, 24. April 2004
geriareha, 00:59h
Rehabilitation nach einem Schlaganfall bedeutet tausendfaches Wiederholen von simplen Bewegungen - in Zukunft ein Job für Roboter. Heise Technology Review.
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Sonntag, 7. März 2004
Auch Ärzte brauchen Dienstpläne
geriareha, 22:18h
Nicht jammern, handeln!
Was sich heute in Deutschlands Krankenhäusern abspielt, lässt sich gegenüber den Patienten wie auch dem Personal nicht mehr verantworten. Zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung leisten die angestellten Ärztinnen und Ärzte über 50 Millionen Überstunden im Jahr ohne Bezahlung oder Freizeitausgleich.
Wenn Ärzte ihre Überstunden geltend machen, bekommen sie nicht selten eine schriftliche Dienstanweisung, mit der sie aufgefordert werden, keine Überstunden mehr zu leisten und pünktlich nach Hause zu gehen, ohne auch nur im Ansatz geklärt zu haben, wer dann die Patientenversorgung auf der Station aufrechterhält und die Leistungen dokumentiert und verschlüsselt.
Die Krankenhausverantwortlichen wissen sehr genau, dass die Stellenpläne hinten und vorne nicht ausreichen. Sie wissen aber auch, dass Ärzte und Pflegepersonal ihre Patienten nicht unversorgt lassen - schließlich handelt es sich um Menschen und nicht um Maschinen - und das schlechte Gewissen wird schamlos ausgenutzt.
Auch Chefärzte tragen eine große Mitschuld an der Misere: Ärzte, die auf Einhaltung ihrer tariflichen und gesetzlichen Rechte bestehen, werden unter Druck gesetzt und eingeschüchtert.
Dabei haben sich die Verantwortlichen mit der Ausbeutung der Krankenhausärzte ordentlich selbst ins Knie geschossen. Durch die Millionen unbezahlter Überstunden hat sich ein Stellenschlüssel zementiert, der eine völlig falsche Kalkulationsgrundlage für die DRG liefert. Wenn z.B. für die Behandlung eines Herzinfarktes die Kosten ermittelt und dafür zehn Arztstunden in Rechnung gestellt werden, tatsächlich aber zwanzig Stunden erbracht wurden, kann das Ergebnis nicht stimmen. Jeder Handwerksbetrieb, der so seine Rechnungen stellt, wäre in Kürze pleite.
Nur mit Jammern lässt sich das Problem nicht lösen und ohne Mitwirkung der Ärzte schon gar nicht. Als erstes müssen die Überstunden ordnungsgemäß erfasst werden. Dazu ist es unbedingt erforderlich, auch im ärztlichen Bereich - wie in der Pflege - die wöchentliche Arbeitszeit in einem Dienstplan prospektiv festzulegen, weil Überstunden nun mal auf Anordnung geleistete Arbeitsstunden sind, die über die im Rahmen der regelmäßigen Arbeitszeit für die Woche dienstplanmäßig bzw. betriebsüblich festgesetzten Arbeitsstunden hinausgehen. Nach Ablauf der Woche kann dann festgestellt werden, ob mehr Stunden als geplant gearbeitet wurden. Diese Überstunden müssen beim Arbeitgeber schriftlich geltend gemacht werden, der Arbeitgeber muss darüber informiert werden, dass die anfallende Arbeit in der dafür vorgesehenen Arbeitszeit nicht zu bewältigen ist. Werden die Überstunden nicht akzeptiert, hilft nur noch der Gang zum Arbeitsgericht. Wobei das Ziel letztlich nicht sein kann, wöchentlich 60 Stunden und mehr bezahlt zu arbeiten, sondern Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ein Erreichen des Rentenalters möglich machen.
Durchblick Nr. 70 http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/gw/durchblick/70.pdf, Zeitung der ver.di-Vertrauensleute
Knappschaftskrankenhaus Sulzbach, Saar, 1.3.04, Seite 4
Was sich heute in Deutschlands Krankenhäusern abspielt, lässt sich gegenüber den Patienten wie auch dem Personal nicht mehr verantworten. Zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung leisten die angestellten Ärztinnen und Ärzte über 50 Millionen Überstunden im Jahr ohne Bezahlung oder Freizeitausgleich.
Wenn Ärzte ihre Überstunden geltend machen, bekommen sie nicht selten eine schriftliche Dienstanweisung, mit der sie aufgefordert werden, keine Überstunden mehr zu leisten und pünktlich nach Hause zu gehen, ohne auch nur im Ansatz geklärt zu haben, wer dann die Patientenversorgung auf der Station aufrechterhält und die Leistungen dokumentiert und verschlüsselt.
Die Krankenhausverantwortlichen wissen sehr genau, dass die Stellenpläne hinten und vorne nicht ausreichen. Sie wissen aber auch, dass Ärzte und Pflegepersonal ihre Patienten nicht unversorgt lassen - schließlich handelt es sich um Menschen und nicht um Maschinen - und das schlechte Gewissen wird schamlos ausgenutzt.
Auch Chefärzte tragen eine große Mitschuld an der Misere: Ärzte, die auf Einhaltung ihrer tariflichen und gesetzlichen Rechte bestehen, werden unter Druck gesetzt und eingeschüchtert.
Dabei haben sich die Verantwortlichen mit der Ausbeutung der Krankenhausärzte ordentlich selbst ins Knie geschossen. Durch die Millionen unbezahlter Überstunden hat sich ein Stellenschlüssel zementiert, der eine völlig falsche Kalkulationsgrundlage für die DRG liefert. Wenn z.B. für die Behandlung eines Herzinfarktes die Kosten ermittelt und dafür zehn Arztstunden in Rechnung gestellt werden, tatsächlich aber zwanzig Stunden erbracht wurden, kann das Ergebnis nicht stimmen. Jeder Handwerksbetrieb, der so seine Rechnungen stellt, wäre in Kürze pleite.
Nur mit Jammern lässt sich das Problem nicht lösen und ohne Mitwirkung der Ärzte schon gar nicht. Als erstes müssen die Überstunden ordnungsgemäß erfasst werden. Dazu ist es unbedingt erforderlich, auch im ärztlichen Bereich - wie in der Pflege - die wöchentliche Arbeitszeit in einem Dienstplan prospektiv festzulegen, weil Überstunden nun mal auf Anordnung geleistete Arbeitsstunden sind, die über die im Rahmen der regelmäßigen Arbeitszeit für die Woche dienstplanmäßig bzw. betriebsüblich festgesetzten Arbeitsstunden hinausgehen. Nach Ablauf der Woche kann dann festgestellt werden, ob mehr Stunden als geplant gearbeitet wurden. Diese Überstunden müssen beim Arbeitgeber schriftlich geltend gemacht werden, der Arbeitgeber muss darüber informiert werden, dass die anfallende Arbeit in der dafür vorgesehenen Arbeitszeit nicht zu bewältigen ist. Werden die Überstunden nicht akzeptiert, hilft nur noch der Gang zum Arbeitsgericht. Wobei das Ziel letztlich nicht sein kann, wöchentlich 60 Stunden und mehr bezahlt zu arbeiten, sondern Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ein Erreichen des Rentenalters möglich machen.
Durchblick Nr. 70 http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/gw/durchblick/70.pdf, Zeitung der ver.di-Vertrauensleute
Knappschaftskrankenhaus Sulzbach, Saar, 1.3.04, Seite 4
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Freitag, 9. Januar 2004
geriareha, 23:31h
"Medikament kennen wir nicht, kriegt der Patient auch nicht"
Preterax, eine Anti-Hochdruck-Diuretikum-Kombination, erst seit 1. April 2003, also seit acht Monaten, in Deutschland angeboten, hat der Patient im Krankenhaus vorher bekommen. Der aufnehmende Kollege handelt nach der ungeschriebenen Richtlinie für Verordnungen an Reha-Kliniken: "Medikament kennen wir nicht, kriegt der Patient auch nicht" und lässt den Bluthochdruck unbehandelt.
Nehmen wir der Einfachheit halber an, es hat nicht geschadet, sondern das Klinikbudget entlastet.
Nehmen wir der Einfachheit halber auch an, dass die Pharma-Firma für die halbe Wirkstoff-Menge des bekannten Präparats Coversum Combi unbedingt einen neuen Namen finden musste, hat nicht geschadet, sondern ein paar Marketing-Fuzzis die nötigen Mittel zum Überleben verschafft.
(Mir wird kein freier Zugang auf die Produktinformationen der Pharma-Firma Servier eingeräumt, dafür einer gewissen Firma Google, deshalb verweisen die Produkt-Links auf Googles Cache.)
Preterax, eine Anti-Hochdruck-Diuretikum-Kombination, erst seit 1. April 2003, also seit acht Monaten, in Deutschland angeboten, hat der Patient im Krankenhaus vorher bekommen. Der aufnehmende Kollege handelt nach der ungeschriebenen Richtlinie für Verordnungen an Reha-Kliniken: "Medikament kennen wir nicht, kriegt der Patient auch nicht" und lässt den Bluthochdruck unbehandelt.
Nehmen wir der Einfachheit halber an, es hat nicht geschadet, sondern das Klinikbudget entlastet.
Nehmen wir der Einfachheit halber auch an, dass die Pharma-Firma für die halbe Wirkstoff-Menge des bekannten Präparats Coversum Combi unbedingt einen neuen Namen finden musste, hat nicht geschadet, sondern ein paar Marketing-Fuzzis die nötigen Mittel zum Überleben verschafft.
(Mir wird kein freier Zugang auf die Produktinformationen der Pharma-Firma Servier eingeräumt, dafür einer gewissen Firma Google, deshalb verweisen die Produkt-Links auf Googles Cache.)
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Montag, 6. Oktober 2003
Unfähigkeit, Leidenszustände auszuhalten,
geriareha, 13:08h
nennt eine Studie von Karl-Heinz Beine, auf die Langenhan hinweist, als häufige Ursache für Tötungen an Patienten durch Pfleger oder Ärzte. Stimmt vermutlich, es geschieht eher nicht aus Mitleid, und es ist brandgefährlich.
Diese Ansammlung alter Menschen hat akut aufgetretene schwere Erkrankungen und Behandlungen von zwei bis drei Wochen in einem normalen Krankenhaus hinter sich. Wir sollen sie in einen stabilen Zustand versetzen, so dass sie mit Hilfe von Pflege zu Hause oder im Heim zurecht kommen mit irreversiblen oder nur über Monate sich zurückbildenden Defekten. Häufig gravierende Defekte, die es schwierig und zeitaufwändig machen, herauszufinden oder sich vorzustellen, wer dieser Mensch war und wozu er noch lebt.
Die Leitung der Krankenhäuser haben Betriebswirtschaftler übernommen, Chefärzte sind entsprechend ausgewählt, Maximen von Nicht-Ärzten und Krankenkassen umzusetzen: unzureichender Stellenplan bei Pflegern und Ärzten, minimale Abklärung neu auftauchender oder bisher übersehener diagnostischer Fragen oder therapeutischer Alternativen.
Es ist schwer erträglich, unter diesen Bedingungen überwiegend Restzustände zu stabilisieren. Diese Zumutung an das Personal wurde bei Ausgliederung der Früh-Rehabilitation aus normalen Krankenhäusern in Kauf genommen.
Nein, ich habe keinen Anhaltspunkt, einen Kollegen zu verdächtigen. Aggressivität gegenüber Patienten hält sich hier im Rahmen des an Krankenhäusern Üblichen. Schlimmer sind Konflike mit Angehörigen, deren Vorwürfe und Beschwerden die Falschen treffen.
Siehe auch:
Diese Ansammlung alter Menschen hat akut aufgetretene schwere Erkrankungen und Behandlungen von zwei bis drei Wochen in einem normalen Krankenhaus hinter sich. Wir sollen sie in einen stabilen Zustand versetzen, so dass sie mit Hilfe von Pflege zu Hause oder im Heim zurecht kommen mit irreversiblen oder nur über Monate sich zurückbildenden Defekten. Häufig gravierende Defekte, die es schwierig und zeitaufwändig machen, herauszufinden oder sich vorzustellen, wer dieser Mensch war und wozu er noch lebt.
Die Leitung der Krankenhäuser haben Betriebswirtschaftler übernommen, Chefärzte sind entsprechend ausgewählt, Maximen von Nicht-Ärzten und Krankenkassen umzusetzen: unzureichender Stellenplan bei Pflegern und Ärzten, minimale Abklärung neu auftauchender oder bisher übersehener diagnostischer Fragen oder therapeutischer Alternativen.
Es ist schwer erträglich, unter diesen Bedingungen überwiegend Restzustände zu stabilisieren. Diese Zumutung an das Personal wurde bei Ausgliederung der Früh-Rehabilitation aus normalen Krankenhäusern in Kauf genommen.
Nein, ich habe keinen Anhaltspunkt, einen Kollegen zu verdächtigen. Aggressivität gegenüber Patienten hält sich hier im Rahmen des an Krankenhäusern Üblichen. Schlimmer sind Konflike mit Angehörigen, deren Vorwürfe und Beschwerden die Falschen treffen.
Siehe auch:
"Zynische Erstarrung" als Warnzeichen (Forschung 14) (30.09.2003)
Studie von Prof. Dr. Karl Beine, Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie an der Universität Witten/Herdecke, zu Patiententötungen in Krankenhäusern [Universität Witten/Herdecke: Pressemitteilung]
Der Tod gehört in Krankenhaus und Pflegeheim zum Alltag.
Im Schutz solcher Routine geschehen Dinge, an die viele lieber nicht rühren mögen [Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Artikel AG 46/98 Patientenmord]
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Montag, 29. September 2003
geriareha, 21:43h
Oder mir sind keine in dem Haus, an dem ich arbeite, aufgefallen. Es gibt keine Klimaanlage. Fenster tagsüber geschlossen zu halten, ist bei zahlreichen inkontinenten Patienten nicht möglich. So strömte ständig heiße Luft durch Zimmer und Stationen, an manchen Tagen über mehrere Stunden 35 Grad warm, nachts sank das Thermometer häufig nicht unter 25 Grad. Eine 80jährige Patientin gestand, sie habe zum ersten Mal nackt geschlafen.
Wer Durst gegenüber zu indolent ist, um genügend zu trinken, oder aus Gewohnheit wenig trinkt, weil er unter Harninkontinenz oder Dysurie leidet, bekam subkutane Infusionen. Dieses einfache Mittel allein scheint große Hitze ungefährlicher zu machen, wenn die Feuchtigkeit der Luft gering ist.
Wer Durst gegenüber zu indolent ist, um genügend zu trinken, oder aus Gewohnheit wenig trinkt, weil er unter Harninkontinenz oder Dysurie leidet, bekam subkutane Infusionen. Dieses einfache Mittel allein scheint große Hitze ungefährlicher zu machen, wenn die Feuchtigkeit der Luft gering ist.
Passende Meldungen der Presse:
De l'hôpital au cimetière, la saturation. Témoignages de ceux qui font face à la crise.
Frankreich setzt unbekannte Hitze-Opfer in Armengräbern bei.
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